Das Verständnis für Vegetation, Boden und Kleinklima ist der Schlüssel für Weinbau im Einklang mit der Natur. Dabei gibt der Wechsel der Jahreszeiten den Takt für die Arbeit vor. Wir begleiten die Schützlinge auf dem Weg zum Höhepunkt ihrer Entfaltung. Wir tun das im Bewusstsein, dass die Qualität ihre Wurzeln im Rebberg hat.
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Was macht man mit einem Weingut, das landläufig ausgedrückt „etwas in die Jahre gekommen“ ist?
Als sie nach Antworten suchten, haben Sonja Mathis-Stich und ihr Sohn Severin vom Weingut Mathis in Merdingen kurz über einen Neubau auf der grünen Wiese nachgedacht. Doch am Ende hätte dieser Weg nicht ihrem Selbstverständnis entsprochen. Sie wollten das grossväterliche Weingut mitten im Dorfkern von Merdingen am Fuße des Tunibergs auch aus Sentimentalität erhalten. Gleichzeitig sollte das Anwesen unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit neu ausgerichtet, zukunftssicher gestaltet und zu einem attraktiven Werk- und Begegnungsort gemacht werden. Soweit die Idee, die trotz einiger Hürden in die Praxis umgesetzt wurde und nun mit dem Gütesiegel «Wein und Architektur» der TMBW belohnt wurde.
Im Weingut Gebrüder Mathis spielt sich kreativ am meisten in den Innenräumen ab. Sonja Mathis-Stich spannte die Architekten Richard Stoll und Sebastian Stich ein, um dem ursprünglichen Hauptgebäude einen modernen und funktionalen Partner zur Seite zu stellen. Dabei bestimmt der Fluss des Weines mit der Gravitation, die Temperaturregulierungen und die Abfolge der Arbeiten das Raumprogramm der Kelterhalle.
Neben der Funktionalität bahnte sich auch der kreative Geist eigene Wege. Der organische Kalkputz nimmt Bezug auf das Terroir des Tunibergs. Das neu gestaltete Tor zur Kelterhalle eine Erinnerung an achtlos abgestellte Rebpfähle. Der Innenraum und damit das gesamte ‚alte‘ Weingut wurde vollständig zum öffentlichen Besucherraum umgestaltet. Auffallend ist dabei vor allem die Vinothek im Stil eines Industrie-Lofts oder auch die historische Kelterhalle, in der die Besucher den Manufaktur-Charakter am intensivsten erleben.
Mit dem Garten der angrenzenden Schneider-Villa konnte noch ein Außenbereich erschlossen werden, der im Sommer als kleiner Park und in der kalten Jahreszeit als Standort für eine Mongolenjurte genutzt wird. Der Neubau und die Umgestaltung eröffneten ganz neue Nutzungsmöglichkeiten, von denen die bekannteste sicher die VollmondBAR ist.