Leben mit Wasser in Calw
Leicht
- Früher gab es in Calw sechs Quellfassungen:
Hafnerbrunnen (östlich der Nagold gelegen) versorgte den Südteil der Stadt und den unteren Marktbrunnen - Walkmühlenbrunnen (Teuchelbrunnen) versorgte den Nordteil Calws und den oberen Marktbrunnen
- Wurstbrunnen versorgte das Gebiet um den Burgberg
- Bad-Brunnen(Hag-Brünnlein/Bischofsbrunnen hatten nur begrenzte Bedeutung. Ab dem Jahre 1878 verfügte die Stadt über eine zentrale Wasserversorgung mit Gussrohren (29 Brunnen und 289 Hausleitungen)
Details der Tour
Empfohlene Jahreszeit
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Besonderheiten der Tour
Aussichtsreich / Kulturelle Sehenswürdigkeiten
Wegebeschaffenheit
Beschreibung
Die Flößerei prägte die Stadt bis zur Eröffnung der Bahnstrecke 1872, das letzte Floß fuhr 1911 durch Calw. 20 bis 30 Meter lange Holzstämme (auch Holländer genannt) wurdenzu Sammelplätzen in den Flussniederungen von Nagold und Enz verfrachtet. Die Mächtigen Tannen- und Fichtenstämme des Nordschwarzwaldes wurden zu Flößen von bis zu 200 Meter Länge gebunden und über Nagold und Enz zum Neckar geflößt. Von hier aus ging die Reise über den Rhein bis in die Niederlande, wo der Rohstoff aus dem Schwarzwald reißenden Absatz fand. Durch die Flößerei und auch den Tuchhandel hatte Calw sich im 19. Jahrhundert zu einer bekannten und reichen Handelsstadt aufgebaut. Das Palais Vischer in der Bischofstraße, in dem sich heute das Stadtmuseum befindet, ist heute noch ein Zeichen dieses Reichtums.
Brunnen am ZOB
Aus diesem Brunnen in der Nachbarschaft, der freilich damals in einem einfachen Keller gefasst war, hat Hesse als Kind für seinen Vater, "der ein Asket und dennoch in den einfachsten Dingen ein Feinschmecker war" oft in einem graublauen Stuttgarter Krug
Trinkwasser geholt.
Brunnen an der Brühlturnhalle
Brunnenskulptur 'Viola'
Die Brunnenskultpur "Viola" in der Lederstraße wurde vom Künstler René Dantes kreiert. Sie besthet aus schwarzem Granit. Die Skulptur misst eine Größe von 2,70 m und ist 1,5 Tonnen schwer. Enthüllungsdatum war der 23. Juni 2001. Die Skulptur ist von einem Wasserspiel umgeben.
Hochwassergefährdetes Calw
Die geographische Lage Calws im engen Kerbtal der Nagold begünstigt Hochwasserereignisse und ist für Calw ein ständiger Anlass zur Vorsorge.
Chronologie starker Hochwasserereignisse:
1472: Hauptaltar der marienkapelle am Brühl war im Wasser versunken.
1613: 20 Personen "jämmerlich weggenommen und ersäuft"
1633: Obere Brücke bis auf zwei Bögen weggerissen, Ledergasse 2,5 Ellen unter Wasser, Leichen werden vom Friedhof Brühl weggespült, der Schießbach reißt ein großers Loch in die Stadtmauer, es wird zum Salztörlein ausgebaut.
1740: Nikolausbrücke schwer beschädigt, zwei hölzerne Brücken weggeschwemmt.
1824: Zwei tage Regen, zwei Steinbrücken und 132 Privatgebäude beschädigt.
1851: Schweres Gewitter, 3000 Floßstämme stauen sich vor der Nikolausbrücke, neun Tote, danach Typhusepidemie.
Es folgen weitere schwere Hochwasser im 19. und 20. Jahrhundert.
Da die Stadt Calw ständig vom Hochwasser bedroht war, hatten die Häuser an der Nagold keine Keller (Mietkeller befanden sich an den Hängen, überwiegend an der Gäuseite der Nagold). Die hochwasserstände wurden teils in Stein gemeiselt, an verschiedenen Fassaden dokumentiert.So zum Beispiel die Hochwassermarke in der Lederstraße 46 (der Eisenring am Nachbarhaus diente zum Anbinden der Boote bei Hochwasser, die der Versorgung der Bevölkerung dienten) oder an den Fassaden der Häuser zum Weinsteg. Die Hochwassermarke vom Dezember 1947 zeigt auf, wie von der Lederstraße bis zum Brühl die Stadt meterhoch unter Wasser stand. Von 1948 bis 1950 wurde die Nagold tiefer gelegt. Alte Flößerstellfallen und Wehre wurden entfernt und somit erreicht, dass der Wasserpegel um zwei Meter abgesenkt wurde. Dies hat sich positiv ausgewirkt, wie Hochwassermarken von 1990 und 1993 zeigen. Nach 1993 hat man den Hochwasserschutz durch Metallbohlenkonstruktionen weiter verbessert. Die Metallbohlen sind im Winter ständig installiert.
Nagolduferweg
Der Nagolduferweg (entlang der Nagold von der Marktbücke bis zur Unteren Brücke) wurde im Jahr 2002 geschaffen. Er öffnet die Stadt zum Fluss hin und lädt zum Spazieren entlang des Wassers ein.
Regenüberlaufbecken
Unter den überdimensionalen "Stühlen" befindet sich ein modernes Regenüberlaufbecken. Durch die Speicherung des Schmutzes, der bei starken Regenfällen anfällt, werden die Nagold und das weiterführende Kanalnetz entlastet. Unter dieser künstlerisch gestalteten Deckplatte befinden sich fast 300 Kubikmeter Beckenvolumen, ein Rührwerk, ein Mess- und Drosselschacht und die Schaltanlagen.
Wasserspielplatz an der Nagold
Am Wasserspielplatz mündet der Hagbrunnenbach, dessen Quelle im Hesse-Garten Nr.11 entspringt. EIn Piratenschiff lässt Abenteurer-Herzen höher schlagen. Eine Wasserpumpe mit hölzerner Abflussbahn sorgt für Goldgräber-Stimmung. Hier können Kinder das Wasser hautnah und spielerisch erleben.
Die Marktbrunnen
Die beiden Marktbrunnen wurden erstmals 1523 erwähnt. Ihr heutiges Aussehen erhielten die Brunnen vermutlich 1686. Die Zuleitung des Wassers erfolgte bis ca. 1877 über sogenannte Teuchelleitungen. Die Brunnen dienten auch als Wasserspeicher zur Brandbekämpfung. Das Wasser reichte leider nicht aus, um die goßen Stadtbrände in den Jahren 1634 und 1692 einzudämmen.
Im Jahre 1622 hat der Steinmetz Hans Kessler den oberen marktbrunnen für 760 Gulden neu erstellt. Der Brunnen trägt auf seiner Brunnensäule die Jahreszahl 1686 und einen Löwen, der das Württembergische und das Calwer Wappen hält. Der Löwe ist nicht nur das Wappentier der Calwer sondern auch Schildträger der Wappen des Herzogs von Württemberg.
Der Hagbrunnen (Hesse-Garten)
Zum 125-jährigen Geburtstag (2002) des in Calw geborenen Dichters Hermann Hesse wurde die Quellfassung und ein Teil des einst verdohlten Hagbrünnleins ans Tageslicht geholt und als Garten (Hesse-Garten) gestaltet.
Der Hermann-Hesse-Brunnen
Der auf dem kleinen Platz befindliche Brunnen wurde 1920 durch einen Gemeinderatsbeschluss zum "Hermann-Hesse-Brunnen" umbenannt, später aber in der Nähe des Brühl verlegt und bei der Stadtsanierung in den siebzger Jahren wieder am alten Platz aufgestellt. Zu Hesses 70. Geburtstag 1947 wurde auch der Platz selbst nach dem Nobelpreisträger von 1946 benannt.
Gerberei in Calw
Ohne Wasser geht beim Gerben gar nichts. Das Gerberhandwerk gehörte seit dem 15. Jahrhundert neben der Tuchmacherei zu den wichtigsten Gewerbezweigen der Stadt Calw. Die Gerber siedelten sich vor allem an der nagold an, denn sie benötigten für den Gerbprozess reichlich Wasser. Die Felle wurden in die nagold gehängt und dort gewässert. Auch die Abwässer wurden direkt in den Fluss geleitet. Es war wohl ein übel riechendes Geschäft, weshalb die gerber auch nicht gerade zu den beliebtesten Handwerkern gehörten.
TIPP:
Besuchen Sie das Gerbereimuseum (ehem. Weißgerberei Balz), Badstraße 7/1, Telefon 07051-3751
Geöffnet: April bis Okotber, sonntags 14-17 Uhr
Im Erdgeschoss und in einem Backsteinanbau an der Nagold befinden sich die Wasserwerkstätten mit historischen Maschinen. DIe Räume des 1. Obergeschosses wurden mit Einrichtung des Gerbereibetriebes als Fellstube und Zurichtraum genutzt. Hier wird heute die Trockenverarbeitung der Felle und Häute sowie deren Vermessung gezeigt.
Die Untere Mühle
Ehemalige Getreidemühle von 1843, die von Mitte des 19. Jh. bis zum Jahr 1957 in Betrieb war. 1998 wurde das Mühlrad erneuert. Das größte, hölzerne, oberschlächtige Wassermühlrad Europas mit einem Durchmesser von 11,50 m treibt die Mühle an.
Von der Ortsmitte Calw-Stammheim in die Jahnstraße Richtung Freibad abbiegen. Anschließend rechts in die Talstraße und am Freibad vorbei fahren. Dann die nächste Straße links abbiegen. Nach 500 m erreicht man die Mühle auf der rechten Seite.
Autorentipp
Planung und Anreise
Startpunkt
Bischofstraße
- Autobahn A8 von Karlsruhe:
Ausfahrt Pforzheim-West (ca. 25 km); Weiterfahrt über die Bundesstraße 463 Richtung Calw - Autobahn A8 von Ulm/Stuttgart:
Ausfahrt Leonberg (ca. 30 km), Weiterfahrt über die Bundesstraße 295 in Richtung Weil der Stadt nach Calw - Autobahn A81 von Süden/ Bodensee:
Ausfahrt Gärtringen-Stadtmitte (ca. 20 km), Weiterfahrt über die K 1075; in der Nähe von Deckenpfronn links auf die K 1022. Am Kreisel die erste Ausfahrt nehmen und auf der B 296 weiter Richtung Calw fahren.
Endpunkt
Calw-Stammheim